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Kurz & Co
- Kurz vorzuwerfen, er wolle nicht auf die klassische Revolution hinaus, ist
verkehrt: das gibt er nicht nur selber zu, sondern das ist auch eine notwendige
Folgerung seiner Thesen. Eine Art Revolution will er aber schon: Daß seine Thesen
stattdessen einen dritten Weg implizieren, wäre schon nachzuweisen.
- Seine
Krisentheorie, so falsch sie ist, ist theoretisch ganz unverbunden mit seiner
Theorie sozialer Bewegungen. Die Verbindung kommt über die damit verbundene
Absicht ins Spiel: nämlich etwas neues zu präsentieren, was sich von der
traditionellen Linken abhebt.
- Kurz geht seinem eigenen Arbeitsfetisch auf den
Leim: Auch wenn es noch so große Produktivitätssteigerungen gibt, geht es ohne
Arbeit, und zwar genau im Sinne von Mühsal und Plackerei nicht ganz ab. Ob man sie
sinnvoll organisieren kann und ob jemand dank seine Selbstverwirklichung findet,
tut nichts zur Sache - zu leisten ist sie nämlich so und so. Bei Kurz gibt es nun
nur mehr sinnstiftende Tätigkeiten. Das notwendige Übel Arbeit will auch Kurz
nicht sehen.
- Kurz geht's ja nicht um die materiellen Bedürfnisse, nicht ums
Geld. Seiner Meinung nach arbeiten die Leute ja nicht wegen dem Geld, sondern zum
Selbstzweck. Letzten Endes geht's um Sinnstiftung. Die Arbeit soll als falsches
Mittel der Sinngebung entlarvt werden und durch die freie selbstbestimmte
Tätigkeit ersetzt werden.
- Kurz ist Religionsgründer. Er kritisiert nicht die
den Menschen als Naturgesetze gegenüberstehenden Gesetzmäßigkeiten des
Kapitalismus und die abstrakte Arbeit als reale Abstraktion dem der Arbeiter
unterworfen ist, sondern er träumt von einer schönen neuen Welt selbstbestimmter
Tätigkeiten, die er scheinbar mit Marx begründet. Marx hat aber gerade nicht die
abstrakte Arbeit kritisiert, sondern die Folgen, die aus dem Doppelcharakter der
Arbeit entspringen. Wenn man das mal begriffen hat, also im Kapital über den
ersten Abschnitt hinausliest, sieht man, daß die von Kurz dargestellten Phänomene
(Arbeitslosigkeit - Krisen - Kreditsektor, etc.) aus diesem Doppelcharakter folgen
und keineswegs mit dem sogenannten Arbeitsfetisch in Konflikt geraten.
- Allgemein zur Krise: Eine Krise im Kapitalismus ist was ganz anderes als die
Krise des Kapitalismus; und Arbeitslosigkeit ist noch nicht mal eine Krise im
Kapitalismus. Daß das Leute arbeitslos sind, schadet dem Kapitalismus nämlich kein
bißchen, allenfalls der Ideologie von der sozialen Marktwirtschaft. Und wenn's im
Kapitalismus tatsächlich mal drunter und drüber geht, wenn Kapital vernichtet
wird, dann geht's danach eben wieder auf neuer Reproduktionsstufe weiter - nach
den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Selbst wenn irgendwo ganze Volkswirtschaften
zusammenbrechen - warum soll's danach nicht mehr kapitalistisch zugehen? Weil Kurz
meint, so kann's nicht mehr weitergehen.
- Kurz ist ein Modernisierer. Er
bringt die Linke auf den neuesten Stand und macht sie mit dem Standort Deutschland
kompatibel. (fb)
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Streitblatt - webmaster@streitblatt.de - Letzte Änderung:
9. August 2000.